"Mein Mann hat mich schon mehrmals betrogen, was ich erst vor zwei Jahren gemerkt habe."

Aktualisiert: 7. März 2021

"Ich bin seit über 20 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Von Anfang an hielt er mich auf Distanz. Er hat mich auch mehrmals betrogen, was ich erst vor zwei Jahren gemerkt habe. Jetzt, nach dieser langen Zeit, gab er endlich zu, dass er beziehungsunfähig ist. Er war schon mehrere Male verheiratet. Und immer waren angeblich die Frauen schuld bei der Trennung. Wie soll ich mit dieser Situation umgehen? Er will nichts ändern." Livia, 55

Liebe Livia
 
Viele Männer haben Mühe mit Nähe zu einer Frau. Oftmals erlebten sie als Buben ihre Mütter als zu dominant. Ein Sich-Einlassen auf die Frau wäre für sie mit Selbstaufgabe verbunden. Viele dieser Männer umgehen ihre Bindungsangst mit Kompromissen. Sie gehen zwar eine feste Beziehung ein, pflegen aber dauernd Affären. So wahren sie sich ein Gefühl von Autonomie und Freiheit ausserhalb der Paarbeziehung. Immerhin kann Ihr Mann nun seine Angst vor Nähe zugeben. Damit räumt er ja ein, dass das Problem bei ihm liegt und nicht immer die Frauen 'schuld' sind. Im Grunde nützt Ihnen seine Erkenntnis nicht viel, denn entscheidend ist es, wie Sie damit umgehen. Sie können sich fragen, ob Sie sich mit dieser Situation arrangieren wollen oder nicht. Kann Ihnen Ihr Mann seine Liebe zeigen? Wie ist die Stimmung generell in der Beziehung? Was verbindet Sie gemeinsam? Wenn das Positive für Sie überwiegt, und Sie sich vor Augen halten, dass seine Angst vor Nähe nichts mit Ihnen zu tun hat, gelingt es Ihnen vielleicht, die Situation nicht persönlich zu nehmen. So können Sie beide Augen zudrücken und die guten Seiten Ihres Mannes trotzdem wertschätzen. Wenn der Mann aber dauernd untreu ist, ist das eine anspruchsvolle Situation, die nicht jedermanns Sache ist. Immerhin haben ja Sie Ihren Mann unter Vielen vor 20 Jahren ausgewählt. So passt es vielleicht auch für Sie, dass nicht allzu viel Nähe in der Beziehung entsteht.

In jeder Partnerschaft gibt es gute und schlechtere Zeiten. Äussere Stressfaktoren oder persönliche Probleme können eine Beziehung belasten. Ist die Liebe noch da und kann man sich wieder versöhnen, ist das kein Grund, die Partnerschaft aufzugeben. Ärgert man sich aber oft über den andern, fühlt sich gekränkt oder hat ständig Streit, liegt der Gedanke einer Trennung nahe. Niemand trennt sich leichtfertig: Schliesslich hat man Herzblut in die Beziehung investiert, hat gemeinsame Erinnerungen, gemeinsame Freunde, vielleicht gemeinsame Kinder. Welche Kriterien sprechen also für — und welche gegen eine Trennung? Im Krisenkit 'Untreue bewältigen' und 'Trennen oder bleiben' finden Sie viele persönliche Antworten zur Untreue und fundiertes Hintergrundwissen, um für Ihre eigene Paarbeziehung zu einer passenden Entscheidung zu kommen.

©Text: Christine Hefti, Foto: Fotolia

#beziehungsangst #paarkonflikt #distanz #untreu