"Wir sind sehr verschieden und nicht glücklich. Sollen wir der Kinder wegen zusammenbleiben?"
"Ich bin mit meinem Mann seit fünf Jahren verheiratet. Wir kannten uns erst drei Monate, dann wurde ich schwanger, und wir beschlossen zu heiraten. Bald nach der Ankunft des Kindes haben wir gemerkt, dass wir sehr verschieden sind. Wir haben kaum gemeinsame Interessen und sehr unterschiedliche Gewohnheiten. Ich fühle mich oft unverstanden. Mein Mann macht mir dauernd Vorwürfe. Wir streiten oft heftig und überlegen uns, uns zu trennen. Wir denken aber, es wäre besser, wegen des Kindes zusammenzubleiben. Was meinen Sie?" Sylvia, 37
Liebe Sylvia Oft wird eine Partnerschaft mit einem Pflänzchen verglichen, das man giessen muss, wenn man es lebendig halten will. Bedeutet eine Ehe bloss harte Arbeit, um sie einigermassen erträglich zu gestalten? Eine gute Ehe beruht sicherlich auf Kompromissen und Anpassungsbereitschaft, und es ist hilfreich, wenn die Partner in der Lage sind, gewisse Übereinkünfte sachlich zu treffen. Insofern erfordert jede Partnerschaft einen gewissen Einsatz. Bevor Sie also zum Scheidungsrichter gehen, könnten Sie in einer Ehetherapie zumindest versuchen, wie Sie fair miteinander verhandeln und gewisse Abmachungen ohne Streit treffen können. Wenn Sie in der Lage sind, ein paar Wochen ohne offene Kollisionen zusammenzuleben, werden Sie merken, ob Ihre Ehe Zukunft hat oder nicht: Stellt sich bei Ihnen ein Gefühl der Zusammengehörigkeit und des Füreinander-Daseins ein? Oder ist die Sache einfach nur anstrengend, und bleiben Sie beide innerlich einsam? Ohne eine tiefe Zuneigung, gegenseitiges Verstehen und einen gewissen Konsens, was Geschmack und Interessen betrifft, bleibt die Ehe eine trockene und anstrengende Angelegenheit. Das kann der Sinn und Zweck einer Ehe nicht sein. Und was wäre mit den Scheidungskindern? Eine einvernehmliche Scheidung, die dem Kind einen möglichst spannungsfreien Umgang mit beiden Eltern sichert, schafft jedenfalls ein gesünderes Klima für die kindliche Entwicklung als ein Aufwachsen in einer Atmosphäre von Spannung und Groll zwischen den Eltern.
In jeder Partnerschaft gibt es gute und schlechtere Zeiten. Äussere Stressfaktoren oder persönliche Probleme können eine Beziehung belasten. Ist die Liebe noch da und kann man sich wieder versöhnen, ist das kein Grund, die Partnerschaft aufzugeben. Ärgert man sich aber oft über den andern, fühlt sich gekränkt oder hat ständig Streit, liegt der Gedanke einer Trennung nahe. Niemand trennt sich leichtfertig: Schliesslich hat man Herzblut in die Beziehung investiert, hat gemeinsame Erinnerungen, gemeinsame Freunde, vielleicht gemeinsame Kinder. Welche Kriterien sprechen also für — und welche gegen eine Trennung? Im Buch 'Trennen oder bleiben? – Wege aus der Sackgasse' finden Sie 28 persönliche Antworten und noch viel mehr Hintergrundwissen, um für Ihre eigene Paarbeziehung zu einer passenden Entscheidung zu kommen.
© Text: Christine Hefti / Foto: Stockfotos
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