"Ich bin gefangen in einer Beziehung, die mich unglücklich macht – aus Rücksicht auf die Kinder."
"Ich bin seit langem gefangen in einer Beziehung, die mich unglücklich macht, und weiss nicht, ob ich mich trennen soll. Wir haben drei Kinder, und natürlich möchte ich sie möglichst nicht unglücklich machen mit der Entscheidung. Es war bei uns wie wohl bei vielen Paaren: In all den Alltagsverpflichtungen mit einer Familie realisierten wir als Paar wohl zu lange nicht, dass dunkle Wolken am Beziehungshorizont aufzogen. Vielleicht sahen wir sie, aber wir wollten sie nicht wahrhaben, redeten sie klein. Irgendwann war der Punkt erreicht, an dem wir feststellen mussten, dass wir uns auseinandergelebt haben und uns gegenseitig nur noch Kraft und Nerven kosten. Was tun? Sollen wir zusammenbleiben, der Kinder willen? Oder geht es ihnen besser, wenn Mama und Papa ihren eigenen Weg gehen, frei sind, zu tun, was sie wollen, und nicht ständig ihre wahren Empfindungen unterdrücken müssen? Wie denken Sie darüber?" Margarita, 39
Liebe Margarita Sie stellen die Frage, ob man wegen der Kinder unglücklich zusammenbleiben soll oder nicht. Für mich ist das der falsche Ansatz. Da glückliche Eltern die glücklichsten Kinder haben, geht es doch vielmehr darum, ob eine Chance besteht, in der Beziehung wieder glücklich zu werden! Andernfalls trennt man sich. Die Qualität der Paarbeziehung ist für mich das Entscheidungskriterium, nicht etwa Kinder, eine Firma oder ein gemeinsames Haus. Es gibt sie zwar, die destruktiven, schwächenden Beziehungen. Viele Paare passen im Grunde nicht schlecht zusammen, aber haben die «dunklen Wolken» am Horizont ignoriert, sich innerlich distanziert und resigniert – und irgendwann stellt man fest, dass die Liebe futsch ist. Liebe und das Gefühl des Geliebtwerdens hängen sehr eng zusammen. Es könnte sein, dass Sie sich gegenseitig nicht mehr schätzt fühlen und wie viele andere jungen Familien in die typische 'Kinderfalle' gestolpert sind: Gemeinsame Kinder sind schön – stellen aber jedes Paar vor eine grosse Herausforderung: Die neue Dynamik zu dritt, der Spagat zwischen Beruf und Haushalt, Stress und Überforderung, schlaflose Nächte, Differenzen in der Erziehung und vieles mehr bieten ein riesiges Potenzial für enttäuschte Erwartungen und gegenseitige Missverständnisse. Wenn sich dann gegenseitige Vorwürfe und Schuldzuweisungen häufen, ist innerhalb weniger Jahre die Liebe ruiniert. Was hat also dazu geführt, dass Sie unglücklich geworden sind? Das herauszufinden gibt das Instrument zur Veränderung. Wenn es Ihnen gelingt, in einer Eheberatung Verständnis füreinander zu gewinnen, kann Ihre Liebe wieder neu aufflammen. Oder Sie werden handlungsfähig, sich zu entscheiden.
In jeder Partnerschaft gibt es gute und schlechtere Zeiten. Äussere Stressfaktoren oder persönliche Probleme können eine Beziehung belasten. Ist die Liebe noch da und kann man sich wieder versöhnen, ist das kein Grund, die Partnerschaft aufzugeben. Ärgert man sich aber oft über den andern, fühlt sich gekränkt oder hat ständig Streit, liegt der Gedanke einer Trennung nahe. Niemand trennt sich leichtfertig: Schliesslich hat man Herzblut in die Beziehung investiert, hat gemeinsame Erinnerungen, gemeinsame Freunde, vielleicht gemeinsame Kinder. Welche Kriterien sprechen also für — und welche gegen eine Trennung? In diesem Buch finden Sie persönliche Antworten und noch viel mehr Hintergrundwissen, um für Ihre eigene Paarbeziehung zu einer passenden Entscheidung zu kommen.
© Text: Christine Hefti, Foto: Fotolia
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